Mittwoch, 3. Dezember 2014

Mt. Phonyin Razi und das birmesische Bergsteigen

Hoch im Norden Myanmars, ausgehend vom Städtchen Putao, das Ausländer nur mit einer Sonderbewilligung besuchen dürfen, wartete in der Nähe der indischen Grenze als nächstes Abenteuer die Besteigung des Phonyin Razi auf 4200 m.ü.M.. Die Tour unternahm ich gemeinsam mit meinen deutschen  Kollegen Jonathan, Philipp und Markus. Neben uns vier gehörten zur Gruppe ein Führer/Übersetzer, ein Koch, und trotz unserer vehementen Protesten eine stattliche Schar von zehn Trägern.

In diesen elf Tagen lernten wir die Gesetze des Bergsteigens auf birmesisch kennen:

Eine zwölftägige Bergtour lässt sich problemlos um ein bis zwei Tage kürzen.
Die Herausforderung der Wege im Dschungel ist, dass sie unglaublich glitschig sind, und manchmal extrem steil oder exponiert. Somit ist das beste Schuhwerk der Dschungelstiefel der chinesischen Armee, ein Turnschuh aus dünnem Stoff mit Profilsohle.
Gekocht wird sehr köstlich, drei mal täglich im Wok auf dem Holzfeuer mit meist frischem Gemüse und abends werden stets mit mehreren Gerichte und eine Suppe aufgetischt.
Unterwegs auf dem Weg durch den Dschungel stehen vier sehr einfache aber solide und geräumige Holzhütten als Nachtlager. Diese waren vor zwei Jahren von den Angestellten der lokalen Fluggesellschaft Air Bagan errichtet worden, aus dem simplen Grund, dass ihr Chef den Gipfel besteigen wollte.
In den Holzhütten lässt sich wunderbar Feuer machen, und der beissende Rauch des frischen Feuerholzes scheint den Myanmaren im Gegensatz zu den Ausländern nichts anhaben zu können. Man munkelt, dass einzelne der letzteren tatsächlich im Dunkel der Nacht im Dschungel einen Platz suchten, um ihr Zelt aufstellen.
Der klassische Träger trägt seine meist schwere Last in einem Korb über ein Schulterjoch und manchmal über ein Stirnband. Er ist mit einem zweiteiligen Flece-Pijama gegen die Kälte des Tages und der Nacht mehr oder weniger gewappnet. Und vor allem rennt er in den Armeeschuhen leichtfüssig und freihändig an den Touristen vorbei, die mehr oder weniger elegant versuchen, nicht auszurutschen. 
Je näher man dem Gipfel kommt, desto mehr gleichen sich die Begriffe Trinkwasser und "Flüssigkeit aus dem Wald" an und desto erleichterter sind die Touristen darüber, "nur zur Sicherheit" Apparate und Substanzen zur Wasseraufbereitung eingepackt zu haben. Diese erwiesen sich als verlässlich. 
Ein Basecamp ist eine Felswand mit knapp genügend Platz um neben einem Feuer zu stehen, und einem Abhang mit nach einigem Geröllverschieben knapp genügend Platz, um zwei Zelte aufzustellen.
Wenn am Tag der Gipfelbesteigung gut zehn Zentimeter Neuschnee liegen, hält das  einen Träger trotz chinesischen Armeeschuhen und einer Nacht mit mehr frieren als schlafen nicht davon ab, den Ausländern und dem Guide den Weg zum Gipfel zu weisen.
Die exakte Gipfelhöhe ist hier nicht so wichtig, sie variiert je nach Quelle um rund 100 Meter.
Der Armeerum zu 1 $ pro Flasche wird köstlich als Sour getrunken, solange im Tiefland die entsprechenden Pomelos vorhanden sind, in höheren Lagen ebensogerne pur.
Eine Flusskreuzung ist an jedem Ort möglich, wo eine mehr oder weniger schwankende Brücke steht oder wo das Wasser nicht höher als bis zur Hüfte reicht. Bei letzterem ist das Beherrschen des Flipfloptragens angesichts der Strömung empfohlen. 
Die von einzelnen Teilnehmern stark thematisierten gefährlichen oder wenigstens potentiell gesundheitsschädlichen Tiere lassen sich nicht blicken. Nur kleinere Säugetiere, allerlei Insekten (trotz Übertreten der gesetzlich zugelassenen DEET-Spiegeln durch einzelne Reisende) und grosse Vögel mit einem an eine Luftwaffe erinnernden dröhnenden Flügelschlag konnten beobachtet werden. 

Dieses Propellerflugzeug brachte uns nach Putao. Bei jeder Zwischenlandung spazierten wir auf dem Rollfeld. 

Eine Dorffrau transportiert den traditionellen Korb, sie legt die ganze Last auf den Kopf ohne Schulterjoch. 

Eine eindrücklich solide Brückenkonstruktion. 

Eine typische Dorfkirche; das Christentum ist in diesem Gebiet die vorherrschende Religion. 

Der unersetzliche Windapparat, um mit frischem, feuchtem Dschungelholz Feuer zu machen. 

Die Träger während der Mittagspause.  

Das Basecamp liegt bei der roten Plane, die "Zeltplätze" am Abhang dahinter. 

Ein Schnappschuss vom schneebedeckten Gipfel. 

Mittagsrast im Dschungel mit den obligaten Süssigkeiten zur Vorspeise und dem wie immer qualmenden Feuer. 

Ein gewöhnliches Nachtessen mitten im Dschungel: gemischtes Gemüse an süss-saurer Sauce, Miniatur-Bratkartoffeln, gebratenes Huhn, getrockneter Fisch und Reis, umrahmt von einer scharfen Suppe und einem Dessert. 

Den Schmetterlingen gefiel es auf unseren Kleidern in der Sonne. 

"Unser" Gipfel verschwindet im Licht der Abendsonne in den Wolken. Er liegt am linken Ende der sonnenbeschienenen Bergkette in der Bildmitte. 

Der Schlussabend mit der ganzen Gruppe am offenen Feuer in der Küche eines Dorfhauses. 

Einige der vielen Kinder unserers letzten Gastgebers beobachten unsere Abreise.  

Das ist nicht ein Museum, sondern die Poststelle von Putao. Hier gibt es die einzige, wenn auch sehr schwache Internetverbindung der Ortschaft. 

Hier die Abflughalle und der Shop des Flughafens Putao. Ganz rechts ist die die Sicherheitskontrolle (d.h. ein Holzbogen ohne viel Elektronik oder Personal) sichtbar. Zum Abschied spazierten wir ganz ungeniert auf den Flughafentower, wo wir erstaunlich freundlich begrüsst wurden, mit dem Chef und den Mitarbeitern plauderten, Getränke offeriert bekamen und die Landung unseres Flugzeuges von den besten Plätzen aus beobachten konnten. 

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